Trauerfeiern – Abdankungen – Grabreden – Beerdigungen – Beisetzungen – Urnenbeisetzungen – Bestattungen – Erdbestattungen

Dreissig Speichen

Dreissig Speichen kommen bei der Nabe zusammen und formen das Rad.
Aber der Hohlraum in der Mitte macht den Gebrauch des Wagens möglich.

Töpfe sind aus Ton gemacht
Aber nur dank dem Hohlraum kann man sie brauchen.

Ein Haus hat Fenster und Türen
und nur durch den Hohlraum wird es bewohnbar.

Darum:
Das Material produziert das Nützliche
Aber die Hohlräume, dort wo nichts ist, machen das Material erst brauchbar.

Tao Te King

Wie Abschied feiern – Religiös oder atheistisch

Ich gestalte seit 2001 Abschiedsfeiern. Jedes Abschiednehmen hat sein eigenes Gesicht. Ich suche einen Weg, das Leben der verstorbenen Person, ihre Beziehungen, ihren Humor, ihre Leidenschaften, Freuden und Ängste ehrlich und offen nachzuzeichnen. So entsteht ein vielfältiges, farbiges Bild der verstorbenen Person, ihrem Beziehungsnetz und Leben. Dazu suche ich einen Text, ein Bild oder einen Gegenstand.

Jeder Abschied braucht Zeit und Raum und ein achtsamer Umgang miteinander. Der oder die Verstorbene und Sie als Trauernde stehen mit Ihren Wünschen und Ideen im Mittelpunkt.

Ich komme für ein ausführliches Gespräch zu Ihnen nach Hause oder an einen passenden Ort. Ich unterstehe der Schweigepflicht und bin kirchlich und konfessionell unabhängig. Sowohl atheistische wie religiöse Feiern spenden Trost und erleichtern den Abschied.

Da ich selten mit biblischen Texten arbeite, brauche ich andere Geschichten und Gedichte. Jede Abschiedsfeier hat einen persönlichen Charakter und die meisten Texte sind neu geschrieben. Gerne brauche ich fremde und eigene Geschichten und Gedichte. Sie sollen helfen, einen anderen Blick auf’s Leben zu werfen.

Einige Beispiele, die ich für Abschiedsfeiern verfasst habe:

Feuer

Der Horizont ist gross
Das Herz weit
Die Wärme still.

Flammen züngeln
Wie die Katzen ohne Warum,
Kein Wort zuviel.

Das Feuer erzählt von
Fernen Länder und
Nahen Gesichtern
Von Maschinen
Und Bäumen
Vom Leben und der Liebe.

Wohl wie der Fisch im Meer

Wohl wie der Fisch im Meer
Frei wie der Vogel im Wind
Knorrig wie der Baum im Schnee
Liebend wie ein Apfelstrudel am Tisch.

Wunder der Geburt

Wunder der Geburt
Am Kind ist alles dran
Und doch wissen wir nicht
Wer es ist und sein wird
Jede Geburt lässt uns neu versuchen
Zu lieben
geliebt zu werden
Krusten zu knacken
Kerne zu erweichen
Schmerzen auszuhalten
Mutig zu hoffen
Täglich zu gebären
Und neu die Welt zu verzaubern.

Musik ist die schönste Sprache

Musik ist die schönste Sprache
Jede und keiner versteht sie
Ihr Alphabet hat Buchstaben
Aber keine Worte
Sie öffnet Räume
Für die Seele und die Liebe.

Gehört es sich nicht?

Es gehört sich nicht
am Grab
zu Lachen
zu Plaudern oder
Sprüche zu klopfen
Gehört es sich nicht?
Dein Tod und unser Abschied
sind eine ernste Sache.
Aber Trauer gibt’s nicht auf Befehl
Jeder ihr eigener Tod.
Jedem die eigenen Tränen.
Jeder ihr eigener Abschied.
Schreien und Lachen,
Schweigen und Plaudern.
Es gehört sich,
sich selbst zu sein.

Wie ein Schmetterling im Wind

Das Leben ist wie ein Schmetterling im Wind
Düfte geniessen und Blüten k üssen
Schön und flüchtig
Gesellig und einsam
Selbstbestimmt und geschüttelt
In perfektem Kleid vom Wind verschleppt
Das Leben ist wie ein Schmetterling im Wind
Vertrauensvoll und undurchschaubar.

Was, wenn die Sonne nicht mehr aufgeht?

Mit einem kühlen Windstoss
Nach dem Sonnenuntergang
Ein Moment des Schreckens:
Was, wenn die Sonne nicht mehr aufgeht?
Aber:
das Velo bleibt aufrecht
das Wasser trägt
die Samen keimen und
die Sonnenblumen leuchten
Licht und Dunkel
Nacht und Tag
Das Leben ist Geheimnis
Und doch ganz einfach:
Die Amseln feiern auch
heute den neuen Tag!

Der Berg

Der Berg war steil, felsig, kantig, sehr hoch und schwer zu besteigen. Wer jedoch gut zu Fuss war, konnte ihn auch ohne Seil und Haken erklimmen. Majestätisch stand er da, fast schon ein heiliger Berg. Nun kam im Dorf unten im Tal eine Zeit der Not. Der Bürgermeister - ein Mann der Tat - entwarf viele Pläne, um die Finanzen wieder ins Lot zu bringen. An der Gemeindeversammlung unterbreitete er den Bewohnern seine Ideen. Eine davon betraf den Berg: er fände ihn zwar schön, aber unnütz. Der Postkartenverkauf bringe nicht viel ein, man könne weit mehr herausholen: Eine Seilbahn, ein Restaurant und ein asphaltierter rollstuhlgängiger Rundweg wären möglich und würde man die Spitze um sieben Meter aufbetonieren, hätte man sogar einen eigenen 4000er. Wenn auch noch die wilden Geröllhalden planiert würden, könnte zudem auf den obersten 1000 Metern das ganze Jahr Wintersport angeboten werden.

Seine Ideen wurden begrüsst, die Einwohner applaudierten. Ja, so geht man in der Krise optimistisch in die Zukunft, lautete der allgemeine Tenor. Nur eine ältere Frau, die den Berg liebte wie er war, meldete sich zu Wort. Aber was will der Berg? fragte sie. Ist dieses Projekt nicht ein Affront gegen die wilde, unbändige und unberechenbare Natur? Wird die Würde des Berges nicht verletzt? Darf man alles Machbare machen? Und fördert das nicht die Bequemlichkeit der Leute? Ist der viele Beton nicht ein Symbol für den Tod? Die Frau wurde belächelt, Antworten blieben aus. Das Projekt wurde umgesetzt, schon bald schrieb die Gemeinde wieder schwarze Zahlen und die Bewohner waren stolz. Der auftauende Permafrost löste schon bald einige Felsstürze aus, die Fundamente der Bahnen wurden instabil und gefährdeten die Sicherheit. Viele Bewohner erinnerten sich an die alte Postkarte und an die Fragen der Frau, die längst gestorben war. Vielleicht hätten sie den Berg doch nicht anrühren sollen.

Der Tod und seine Grenzen

Wir assen vom gleichen Brot
Wir tranken denselben Wein
Wir atmeten die gleiche Luft
Wir standen auf demselben Boden
Wir atmeten unsere Ausdünstungen ein
Wo ende ich und beginnst Du?
Die Grenzen sind unscharf
Und im Tod?
Ich stehe an Deinem Grab
Kein Brot, Wein
Keine Luft
Weder Boden noch Raum
verbinden uns.
Was dann?
Unsere Geschichten
Unsere Tränen,
Unsere Freuden
Mein Brennen für Dich
Mein Ärgern über Dich
Der Tod kann uns nicht trennen!